Alles über Autoreifen Durchmesser: Ein kompletter Leitfaden
Autor: Reifen Magazin Redaktion
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Kategorie: Größen und Spezifikationen
Zusammenfassung: Der Außendurchmesser eines Autoreifens muss aus den Angaben auf der Reifenflanke berechnet werden, da er nicht direkt ablesbar ist; im metrischen System erfolgt dies über Breite, Höhenverhältnis und Felgendurchmesser, während das zöllige System ihn meist direkt angibt.
Wie liest man den Durchmesser eines Autoreifens korrekt ab?
Wie liest man den Durchmesser eines Autoreifens korrekt ab?
Um den exakten Durchmesser eines Autoreifens zu bestimmen, genügt es nicht, nur auf die sichtbaren Zahlen an der Reifenflanke zu schauen. Die Kunst liegt darin, die einzelnen Bestandteile der Kennzeichnung zu entschlüsseln und richtig zu kombinieren. Der Durchmesser ergibt sich nämlich aus mehreren Angaben, die auf dem Reifen aufgedruckt sind – und nicht etwa aus einer einzigen Zahl.
Das korrekte Ablesen funktioniert so:
- Reifenflanke inspizieren: Die komplette Reifengröße steht meist in der Form Breite/Höhenverhältnis Bauart Felgendurchmesser, etwa 205/55 R16.
- Felgendurchmesser identifizieren: Die letzte Zahl vor dem Geschwindigkeitsindex gibt den Felgendurchmesser in Zoll an (im Beispiel: 16 Zoll).
- Reifenhöhe berechnen: Das Höhenverhältnis (z. B. 55) beschreibt den prozentualen Anteil der Höhe zur Breite. Die tatsächliche Reifenhöhe in Millimetern ergibt sich durch Reifenbreite × (Höhenverhältnis/100).
- Gesamtdurchmesser ermitteln: Für den vollständigen Außendurchmesser addiert man 2 × Reifenhöhe zum Felgendurchmesser (umgerechnet in Millimeter: 1 Zoll = 25,4 mm).
Wichtig: Der Durchmesser steht niemals direkt als Zahl auf dem Reifen, sondern muss stets aus den genannten Werten berechnet werden. Gerade bei amerikanischen (zölligen) Reifen ist es anders: Hier ist der Gesamtdurchmesser oft direkt angegeben, etwa bei 31x10.50 R15 (31 Zoll Außendurchmesser).
Für absolute Genauigkeit empfiehlt sich das Nachmessen mit einem Maßband – einmal quer über den Reifen, von der Lauffläche über die Mitte zur gegenüberliegenden Seite. So lassen sich auch Abweichungen durch Abnutzung oder Fertigungstoleranzen erkennen, die in der Praxis durchaus mal ein paar Millimeter ausmachen können.
Ein letzter Tipp: Die Angaben im Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil 1) liefern die einzig verbindlichen Werte für zulässige Reifendurchmesser – und sollten bei jeder Änderung als Referenz dienen.
Unterschiede der Messsysteme: Metrisch vs. zöllig beim Autoreifen-Durchmesser
Unterschiede der Messsysteme: Metrisch vs. zöllig beim Autoreifen-Durchmesser
Die Wahl des Messsystems bei Autoreifen ist alles andere als einheitlich. Wer sich mit Reifendurchmessern beschäftigt, stolpert zwangsläufig über zwei konkurrierende Systeme: das metrische (europäische) und das zöllige (amerikanische). Beide Ansätze liefern am Ende den Außendurchmesser, aber der Weg dorthin könnte kaum unterschiedlicher sein.
- Metrisches System: Europäische Reifenkennzeichnungen setzen auf eine Kombination aus Millimeter und Prozentangaben. Die Breite wird in Millimetern, das Höhenverhältnis als Prozentwert und der Felgendurchmesser in Zoll angegeben. Der Außendurchmesser muss stets berechnet werden, was ein wenig Kopfrechnen oder einen Online-Rechner erfordert.
- Zölliges System: Amerikanische Reifenbezeichnungen sind deutlich direkter: Hier steht der Außendurchmesser (in Zoll) gleich am Anfang der Kennzeichnung. Auch die Breite und der Felgendurchmesser werden in Zoll angegeben. Die Höhe des Reifens ergibt sich aus der Differenz zwischen Gesamtdurchmesser und Felgendurchmesser, geteilt durch zwei.
Ein wesentlicher Unterschied liegt also darin, dass das metrische System den Durchmesser verschlüsselt, während das zöllige System ihn offenlegt. Für Umrüstungen oder Vergleiche zwischen beiden Systemen ist eine Umrechnung unvermeidlich. Das kann zu Verwirrung führen, vor allem wenn alternative Reifengrößen gesucht werden. Wer etwa von einem 235/85 R16 auf einen 31x10.50 R15 wechseln möchte, muss beide Systeme verstehen und vergleichen können.
Praktisch gesehen: Das metrische System dominiert in Europa, während das zöllige vor allem bei Offroad- und Nutzfahrzeugen, aber auch in den USA Standard ist. Für internationale Vergleiche oder Umbauten ist ein solides Verständnis beider Systeme daher unerlässlich.
Vergleich: Metrisches vs. zölliges System bei der Angabe des Autoreifen-Durchmessers
| Merkmal | Metrisches System (Europa) | Zölliges System (USA/Offroad) |
|---|---|---|
| Beispiel für die Reifengröße | 205/55 R16 | 31x10.50 R15 |
| Darstellung des Außendurchmessers | Muss berechnet werden | Steht direkt in der Bezeichnung |
| Angabe der Reifenbreite | In Millimeter | In Zoll |
| Höhenangabe | Prozentuale Flankenhöhe zur Breite | Oft im Gesamtdurchmesser inklusive |
| Felgendurchmesser | In Zoll (z. B. 16) | In Zoll (z. B. 15) |
| Relevanz in der Praxis | Standard für Pkw in Europa | Üblich bei US-Modellen, Offroad- und Nutzfahrzeugen |
| Notwendigkeit zur Umrechnung | Oft notwendig für Außendurchmesser/Abrollumfang | Direkte Ablesbarkeit, aber Umrechnung für Vergleich meist erforderlich |
| Vorteil | Detaillierte Angaben, große Auswahl | Übersichtlicher, einfacher Vergleich nach Gesamtdurchmesser |
| Nachteil | Kopfrechnen nötig, Umrechnungsfehler möglich | Weniger differenzierter Aufbau, nicht so weit verbreitet |
So berechnet man den Außendurchmesser verschiedener Reifengrößen: Praxisbeispiele und Formeln
So berechnet man den Außendurchmesser verschiedener Reifengrößen: Praxisbeispiele und Formeln
Der Außendurchmesser eines Reifens ist für viele Umrüstungen und Vergleiche entscheidend. Die exakte Berechnung unterscheidet sich je nach Messsystem. Wer den Überblick behalten will, sollte sich die passenden Formeln griffbereit halten.
Metrische Reifengrößen (z. B. 225/60 R17):
- Reifenbreite in mm × (Höhenverhältnis in % / 100) = Reifenhöhe in mm
- Felgendurchmesser in Zoll × 25,4 = Felgendurchmesser in mm
- Außendurchmesser = Felgendurchmesser in mm + 2 × Reifenhöhe in mm
Praxisbeispiel: 225/60 R17
- 225 × 0,60 = 135 mm (Reifenhöhe)
- 17 × 25,4 = 431,8 mm (Felgendurchmesser)
- 431,8 mm + 2 × 135 mm = 701,8 mm (Außendurchmesser)
Zöllige Reifengrößen (z. B. 33x12.50 R15):
- Der erste Wert gibt direkt den Außendurchmesser in Zoll an.
- Umrechnung in Millimeter: Außendurchmesser in Zoll × 25,4 = Außendurchmesser in mm
Praxisbeispiel: 33x12.50 R15
- 33 × 25,4 = 838,2 mm (Außendurchmesser)
Sonderfall – klassische Zollbezeichnung (z. B. 7.50 R16):
- Breite in Zoll × 25,4 = Breite in mm
- Höhenverhältnis meist 100 % (bei klassischen Diagonalreifen)
- Außendurchmesser = Felgendurchmesser in Zoll × 25,4 + 2 × Breite in mm
Praxisbeispiel: 7.50 R16
- 7,5 × 25,4 = 190,5 mm (Breite)
- 16 × 25,4 = 406,4 mm (Felgendurchmesser)
- 406,4 mm + 2 × 190,5 mm = 787,4 mm (Außendurchmesser)
Mit diesen Formeln lassen sich nahezu alle gängigen Reifengrößen exakt vergleichen und berechnen. Für Spezialfälle – etwa Runflat- oder Niederquerschnittsreifen – ist ein Blick in die technischen Datenblätter des Herstellers ratsam, da die reale Bauhöhe leicht abweichen kann.
Tabellenübersicht: Gängige Reifen-Durchmesser und ihre Abrollumfänge auf einen Blick
Tabellenübersicht: Gängige Reifen-Durchmesser und ihre Abrollumfänge auf einen Blick
Für den schnellen Vergleich verschiedener Reifengrößen sind übersichtliche Tabellen Gold wert. Sie ermöglichen es, auf einen Blick zu erkennen, wie sich Durchmesser und Abrollumfang bei unterschiedlichen Dimensionen unterscheiden. Gerade bei der Auswahl von Alternativgrößen oder bei der Umrüstung auf andere Felgen ist diese Übersicht ein echter Joker.
Nachfolgend findest du eine kompakte Übersicht gängiger Reifengrößen, jeweils mit Breite, Außendurchmesser und Abrollumfang. Die Werte helfen dabei, Abweichungen sofort zu erkennen und mögliche Auswirkungen auf Tacho und Fahrverhalten besser einzuschätzen.
Reifengröße: Die gängige Bezeichnung, wie sie auf dem Reifen steht.
Breite: Die nominelle Reifenbreite.
Außendurchmesser: Die Gesamthöhe des Reifens im unbelasteten Zustand.
Abrollumfang: Die Strecke, die der Reifen bei einer Umdrehung zurücklegt.
Hinweis: Die Werte sind Richtwerte und können je nach Hersteller geringfügig variieren.
Beispieltabelle:
7.50 R16 – Breite: 216 mm – Außendurchmesser: 814 mm – Abrollumfang: 2450 mm
235/85 R16 – Breite: 241 mm – Außendurchmesser: 801 mm – Abrollumfang: 2443 mm
8.25 R16 – Breite: 237 mm – Außendurchmesser: 874 mm – Abrollumfang: 2625 mm
9.00 R16 – Breite: 253 mm – Außendurchmesser: 927 mm – Abrollumfang: 2782 mm
31x10.50 R15 – Breite: 270 mm – Außendurchmesser: 775 mm – Abrollumfang: 2365 mm
30x9.50 R15 – Breite: 240 mm – Außendurchmesser: 750 mm – Abrollumfang: 2290 mm
Mit dieser Übersicht kannst du gezielt abschätzen, welche Reifengröße zu deinem Fahrzeug und deinen Anforderungen passt. Bei Unsicherheiten empfiehlt sich ein Abgleich mit fahrzeugspezifischen Vorgaben oder eine Rücksprache mit einem Fachbetrieb.
Beispielrechnungen: So wirkt sich der Durchmesser auf Abrollumfang und Geschwindigkeit aus
Beispielrechnungen: So wirkt sich der Durchmesser auf Abrollumfang und Geschwindigkeit aus
Ein veränderter Reifendurchmesser hat direkte Auswirkungen auf den Abrollumfang – und damit auf die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit im Vergleich zur Anzeige im Tacho. Klingt erstmal technisch, ist aber in der Praxis total entscheidend, etwa wenn du auf größere oder kleinere Reifen umrüstest.
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Beispiel 1: Serienbereifung
Angenommen, ein Fahrzeug fährt mit Reifen der Größe 205/55 R16. Der berechnete Außendurchmesser beträgt etwa 632 mm. Daraus ergibt sich ein Abrollumfang von rund 1.986 mm (π × Durchmesser). -
Beispiel 2: Umrüstung auf größere Reifen
Jetzt werden 225/55 R16 montiert. Der Außendurchmesser steigt auf etwa 654 mm, der Abrollumfang wächst auf rund 2.054 mm. Das sind ca. 3,4 % mehr als zuvor.
Was bedeutet das? Bei gleicher Motordrehzahl legt das Auto mit den größeren Reifen pro Radumdrehung mehr Strecke zurück. Der Tacho zeigt also weniger an, als tatsächlich gefahren wird. Die Differenz kann im Alltag schnell ein Knöllchen bedeuten, wenn du nicht aufpasst.
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Beispiel 3: Umrüstung auf kleinere Reifen
Stattdessen werden 195/50 R16 montiert. Der Außendurchmesser sinkt auf etwa 602 mm, der Abrollumfang auf 1.891 mm. Das sind etwa 4,8 % weniger als beim Serienreifen.
Hier zeigt der Tacho zu viel an, du bist also langsamer unterwegs als gedacht. Klingt erstmal harmlos, kann aber zu Problemen führen, etwa bei Überholvorgängen oder wenn die Abweichung zu groß wird – denn gesetzlich ist nur eine bestimmte Toleranz erlaubt.
Fazit: Schon kleine Änderungen beim Durchmesser summieren sich zu spürbaren Unterschieden bei Geschwindigkeit und Kilometerzähler. Wer also umrüstet, sollte die Auswirkungen immer nachrechnen – oder ein Online-Tool nutzen, das die Prozentabweichung direkt ausspuckt. Sonst kann’s im Alltag schnell unangenehm werden.
Was passiert bei Änderung des Reifendurchmessers? Auswirkungen auf Tacho, Fahreigenschaften und Zulässigkeit
Was passiert bei Änderung des Reifendurchmessers? Auswirkungen auf Tacho, Fahreigenschaften und Zulässigkeit
Eine Veränderung des Reifendurchmessers bringt weit mehr mit sich als nur optische Unterschiede. Die Folgen reichen von technischen Anpassungen bis hin zu rechtlichen Hürden, die viele unterschätzen.
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Tachoabweichung und Kilometerzähler:
Wird der Durchmesser größer, zeigt der Tacho weniger an als tatsächlich gefahren wird. Bei kleinerem Durchmesser ist es umgekehrt. Das beeinflusst auch den Kilometerzähler, der dann entweder zu wenig oder zu viel misst. Zu große Abweichungen sind nicht zulässig und können eine Nachjustierung des Tachos erforderlich machen. -
Fahreigenschaften und Sicherheit:
Ein größerer Durchmesser verändert das Übersetzungsverhältnis. Das führt oft zu einer geringeren Beschleunigung, aber einer etwas höheren Endgeschwindigkeit. Auch das Lenkverhalten und die Federung ändern sich, was sich besonders bei plötzlichen Ausweichmanövern bemerkbar macht. Die Bremswege können sich verlängern, vor allem bei ungeeigneten Alternativgrößen. -
Zulässigkeit und Eintragungspflicht:
Abweichungen außerhalb der erlaubten Toleranzen (meist ±1,5% bis 2,5% beim Abrollumfang) sind in Deutschland ein klarer Fall für die Prüforganisation. Ohne Eintragung und technische Abnahme erlischt die Betriebserlaubnis – das kann im Ernstfall sogar den Versicherungsschutz kosten. Besonders kritisch: Die Tragfähigkeit und der Geschwindigkeitsindex müssen weiterhin zum Fahrzeug passen. -
Elektronische Assistenzsysteme:
Moderne Fahrzeuge sind vollgestopft mit Sensorik. Ein geänderter Reifendurchmesser kann ABS, ESP oder Notbremsassistenten irritieren. Das Risiko von Fehlfunktionen steigt, wenn die Elektronik auf falsche Radumdrehungen reagiert. -
Abgas- und Verbrauchswerte:
Auch die Abgaswerte und der Kraftstoffverbrauch können sich verschieben, weil der Motor bei gleicher Geschwindigkeit in einem anderen Drehzahlbereich arbeitet. Das ist nicht nur für Umweltbewusste relevant, sondern auch bei Hauptuntersuchungen ein Thema.
Unterm Strich: Wer am Reifendurchmesser schraubt, sollte nicht nur an die Optik denken. Technische, rechtliche und sicherheitsrelevante Aspekte gehen Hand in Hand – und werden bei Missachtung schnell zum echten Problem.
Reifenrechner und Tools: Schnelle Hilfe zur Bestimmung des passenden Durchmessers
Reifenrechner und Tools: Schnelle Hilfe zur Bestimmung des passenden Durchmessers
Digitale Reifenrechner sind mittlerweile unverzichtbare Helfer, wenn es darum geht, den optimalen Reifendurchmesser zu ermitteln oder verschiedene Dimensionen miteinander zu vergleichen. Diese Tools nehmen dir das mühsame Umrechnen ab und liefern innerhalb von Sekunden die entscheidenden Werte für deinen Umbau oder Neukauf.
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Intuitive Bedienung:
Moderne Online-Rechner verlangen meist nur die Eingabe der aktuellen und gewünschten Reifengröße. Ein Klick – und du erhältst sofort Daten wie Außendurchmesser, Abrollumfang und prozentuale Abweichung. -
Zusatzfunktionen:
Viele Tools zeigen auch an, wie sich der Wechsel auf Geschwindigkeit, Tachoanzeige und Bodenfreiheit auswirkt. Einige bieten sogar eine Bewertung, ob die gewählte Dimension im zulässigen Bereich liegt. -
Vergleich mehrerer Alternativen:
Besonders praktisch: Du kannst mehrere Reifengrößen direkt gegenüberstellen. So lässt sich schnell erkennen, welche Variante am besten zu deinem Fahrzeug und deinen Anforderungen passt. -
Hersteller- und fahrzeugspezifische Rechner:
Es gibt spezialisierte Tools, die direkt auf bestimmte Fahrzeugmodelle oder Marken zugeschnitten sind. Sie berücksichtigen Besonderheiten wie Radkästen, Freigaben und spezifische Toleranzen. -
Mobile Apps:
Für unterwegs stehen Apps zur Verfügung, die dieselben Funktionen bieten – ideal, wenn du beim Reifenkauf im Laden oder auf dem Gebrauchtmarkt spontan vergleichen möchtest.
Ein gut gewählter Reifenrechner spart Zeit, verhindert Fehler und sorgt dafür, dass du technisch und rechtlich auf der sicheren Seite bist. Die besten Tools bieten außerdem Links zu weiterführenden Informationen oder direkt zu passenden Reifenmodellen.
Wichtige Hinweise zur Wahl des Reifendurchmessers: Normen, Eintragungen und Sicherheit
Wichtige Hinweise zur Wahl des Reifendurchmessers: Normen, Eintragungen und Sicherheit
Bei der Auswahl eines neuen Reifendurchmessers spielen verbindliche Vorschriften und technische Rahmenbedingungen eine zentrale Rolle. Es reicht nicht, sich nur auf Optik oder persönliche Vorlieben zu verlassen – die gesetzlichen und sicherheitsrelevanten Vorgaben sind zwingend zu beachten.
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Normen und Zulassungen:
Der gewünschte Reifendurchmesser muss den Vorgaben der ECE-Regelungen (z. B. ECE-R 30 für Pkw-Reifen) entsprechen. Nur Reifen mit entsprechender E-Kennzeichnung sind im Straßenverkehr zulässig. Achte außerdem auf die Freigaben des Fahrzeugherstellers, die oft in den CoC-Papieren (Certificate of Conformity) dokumentiert sind. -
Eintragungspflicht und Gutachten:
Bei Abweichungen von der Serienbereifung ist in vielen Fällen ein Gutachten (z. B. Teilegutachten oder ABE) erforderlich. Ohne dieses Dokument kann die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs erlöschen. Die Eintragung erfolgt durch eine Prüforganisation (TÜV, DEKRA) und wird in die Fahrzeugpapiere übernommen. -
Abstand zu Karosserie und Fahrwerk:
Prüfe vor dem Wechsel, ob der neue Durchmesser ausreichend Abstand zu Radhaus, Federbein und Bremsanlage bietet. Besonders bei größeren Rädern kann es zu Kontakt oder Schleifspuren kommen, was nicht nur unzulässig, sondern auch gefährlich ist. -
Einfluss auf Assistenzsysteme:
Bei modernen Fahrzeugen kann eine Änderung des Reifendurchmessers eine Neukalibrierung von Fahrerassistenzsystemen (z. B. Spurhalteassistent, Notbremsfunktion) erforderlich machen. Ohne Anpassung drohen Fehlfunktionen, die im Ernstfall gravierende Folgen haben können. -
Versicherungsschutz und Haftung:
Im Schadensfall prüfen Versicherungen, ob die Bereifung vorschriftsmäßig war. Bei nicht eingetragenen oder unzulässigen Reifendurchmessern kann die Leistung verweigert werden. Das gilt auch für Leasingfahrzeuge, bei denen häufig strenge Vorgaben einzuhalten sind.
Fazit: Die Auswahl des Reifendurchmessers ist kein Feld für Experimente. Wer auf Nummer sicher gehen will, prüft Normen, Eintragungspflichten und technische Freigaben sorgfältig – und holt im Zweifel fachlichen Rat ein.
Empfohlene Vorgehensweise bei der Auswahl und dem Wechsel auf Alternativgrößen
Empfohlene Vorgehensweise bei der Auswahl und dem Wechsel auf Alternativgrößen
Ein Wechsel auf Alternativgrößen kann Vorteile wie bessere Traktion, individuelles Design oder optimierte Geländegängigkeit bringen. Damit das Vorhaben nicht im Chaos endet, empfiehlt sich ein methodisches Vorgehen, das technische, rechtliche und praktische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt.
- Recherche zu fahrzeugspezifischen Freigaben: Vor dem Kauf sollten die vom Hersteller freigegebenen Alternativgrößen geprüft werden. Diese sind meist im CoC-Dokument oder in technischen Datenblättern gelistet und geben Aufschluss über zulässige Dimensionen ohne zusätzliche Eintragung.
- Prüfung der Felgenkompatibilität: Nicht jede Felge passt zu jeder Reifengröße. Achte auf die zulässige Felgenbreite und Einpresstiefe, um Probleme mit Montage oder Fahrverhalten zu vermeiden.
- Simulation mit anerkannten Tools: Nutze spezialisierte Reifenrechner, um Abrollumfang, Tachoabweichung und Auswirkungen auf das Fahrwerk vorab zu simulieren. So lassen sich unzulässige Abweichungen oder technische Konflikte frühzeitig erkennen.
- Begutachtung durch Fachpersonal: Lass geplante Änderungen idealerweise von einem Reifenfachbetrieb oder einer Prüforganisation gegenchecken. Sie können Hinweise zu Montage, TÜV-Eintragung und sicherheitsrelevanten Details geben.
- Berücksichtigung saisonaler Anforderungen: Bei Allwetter- oder Winterreifen ist zu prüfen, ob die Alternativgröße auch für Schneeketten geeignet ist und die vorgeschriebenen Mindestprofiltiefen eingehalten werden können.
- Testfahrt nach Montage: Nach dem Wechsel empfiehlt sich eine kurze Probefahrt. So lassen sich ungewöhnliche Geräusche, verändertes Lenkverhalten oder Vibrationen frühzeitig feststellen und beheben.
Wer Alternativgrößen methodisch auswählt und den Wechsel fachgerecht umsetzt, profitiert von neuen Möglichkeiten – ohne Kompromisse bei Sicherheit oder Zulässigkeit.
Extratipp: Tragfähigkeits- und Geschwindigkeitsindex abhängig vom Reifendurchmesser beachten
Extratipp: Tragfähigkeits- und Geschwindigkeitsindex abhängig vom Reifendurchmesser beachten
Beim Wechsel des Reifendurchmessers gerät der Tragfähigkeits- und Geschwindigkeitsindex schnell aus dem Blick – dabei sind diese Werte essenziell für Sicherheit und Zulassung. Sie bestimmen, wie viel Gewicht ein Reifen tragen darf und wie schnell er maximal gefahren werden kann. Was viele nicht wissen: Mit verändertem Durchmesser verschieben sich oft auch die Anforderungen an diese Indizes.
- Tragfähigkeitsindex (Load Index): Ein größerer Durchmesser kann das Fahrzeuggewicht anders verteilen. Besonders bei SUVs, Transportern oder Fahrzeugen mit hoher Zuladung muss der neue Reifen mindestens den vom Hersteller geforderten Index aufweisen. Sonst drohen Überlastung und Reifenschäden – das ist nicht nur gefährlich, sondern führt auch zum Erlöschen der Betriebserlaubnis.
- Geschwindigkeitsindex (Speed Index): Je nach Durchmesser ändert sich das Fahrverhalten, was den geforderten Geschwindigkeitsindex beeinflussen kann. Ein niedrigerer Index als vorgeschrieben ist tabu, da der Reifen sonst bei hohen Geschwindigkeiten versagen könnte. Wer etwa von einem 15-Zoll- auf einen 17-Zoll-Reifen wechselt, muss explizit prüfen, ob der neue Reifen für die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs zugelassen ist.
- Kombinierte Anforderungen: Bei speziellen Umbauten (z. B. Offroad, Tieferlegung) können sich die Anforderungen an beide Indizes gleichzeitig erhöhen. Es empfiehlt sich, die technischen Datenblätter der Reifenhersteller genau zu studieren und im Zweifel auf einen höheren Index zu setzen.
- Relevanz für die Versicherung: Im Schadensfall prüfen Versicherungen explizit, ob Tragfähigkeits- und Geschwindigkeitsindex zum Fahrzeug und zur gewählten Reifendimension passen. Abweichungen führen im Ernstfall zu Leistungsablehnung.
Fazit: Nie nur auf die Größe achten – Tragfähigkeit und Geschwindigkeit müssen immer zum Fahrzeug und zum neuen Durchmesser passen. Wer hier schludert, riskiert mehr als nur einen platten Reifen.